Nach fast zwei Jahren „Abstinenz“ durften die Pferdezüchter erstmals am Mittwoch wieder zeigen, was sie können. Bei der Stutenschau des Pferdezuchtvereins Aller-Leine traten zwar „nur“ 20 Stuten in den verschiedenen Altersklassen gegeneinander an – aber das „nur“ ließen die Veranstalter an keiner Stelle gelten. Denn für sie war es wichtig, dass „überhaupt endlich wieder eine Veranstaltung stattfinden konnte“, so der Vorsitzende des Pferdezuchtvereins Aller-Leine, Jürgen Rump.
Die Pandemie hatte das Vereinsleben im vergangenen Jahr komplett lahmgelegt. Und deshalb war der Vorstand fest entschlossen, in diesem Jahr dem Virus nicht klein beizugeben, sondern auch unter besonders erschwerten Umständen eine Schau stattfinden zu lassen. Unterstützung gab es dafür seitens der Ordnungsbehörde beim Landkreis Heidekreis, die die Veranstaltung unter den mittlerweile üblichen Bedingungen genehmigte. „Das in uns gesetzte Vertrauen haben wir erfüllt. Obwohl Zuschauer anriefen und um Einlass baten, haben wir ihnen schweren Herzens abgesagt. Und auf dem Schauplatz selbst war genügend Platz für ausreichenden Abstand. Außerdem trugen alle Beteiligten, außer den Vorführern auf der Dreiecksbahn, durchgehend eine Maske“, so Rump.
Schwächung der Vereinsschauen?
Auswirkungen auf die Abläufe der Stutenschau gab es aber nicht nur durch die Pandemie, sondern auch durch veränderte Bedingungen. So müssen dreijährige Stuten, die auf einer Schau eine Prämienanwartschaft erringen wollen, zuvor einen Springnachweis erbringen. Dieses Problem löste der Verein, indem unmittelbar vor der Schau ein Freispringen auf der Anlage der Familie Kruse in Schneeheide stattfand. Außerdem werden neuerdings Prämienanwartschaften auch direkt bei Stutenleistungsprüfungen vergeben, was aus Sicht des Vorsitzenden des Pferdezuchtvereins zu einer Schwächung der Vereinsschauen führen wird. Umso mehr freute sich Jürgen Rump, dass auch Stuten, die bereits eine Prämienanwartschaft erhalten hatten, bei der Schau gezeigt wurden.
Pandemie und verändertes Reglement führten jedenfalls dazu, dass in den einzelnen Altersabteilungen vornehmlich Stuten gegeneinander antraten, deren Besitzer sich aufgrund der Qualität gute Chancen ausrechneten. Entsprechend hoch war am Ende auch die Quote von über 70 Prozent 1a-Preisen. Landstallmeister Axel Brockmann, der zusammen mit Maren Schlender und Stefan Blanken zur Richterkommission gehörte, beurteilte die Qualität auf der Schau mit den Worten: „Wir sahen eine breite Spitze und etliche Stuten, die mit Typ, Fundament und Bewegungen überzeugen konnten.“
Beste Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen auf dem idyllisch gelegenen Schauplatz in der Ahldener Schlenke waren wie immer ideal. Und auch das Wetter „hielt“ bis auf die sprichwörtlich letzte Minute. Lediglich beim finalen Wettkampf der Abteilungssiegerinnen um den begehrten Titel „Beste Stute der Schau“ prasselte der Regen eines herannahenden Gewitters schon kräftig herunter.
Doch das hielt die zweijährige Benicio-Tochter aus einer Mutter von Stedinger (Züchter und Besitzer Zuchtgemeinschaft Backhaus, Wedemark), die dreijährige Fürst-Romancier-Tochter aus einer reinen Trakehner-Mutter von Imhotep (Züchter und Besitzer Hubertus Poll, Hörem), die dreijährige Balou de Rouet-Tochter aus einer Mutter von Stakkato (Züchter und Besitzer Heinrich Bremer, Nöpke-Neustadt) sowie die vierjährige Belissimo-Tochter aus einer Don Frederico-Mutter (Züchterin und Besitzerin Birte Peterson, Buchholz) nicht davon ab, sich noch einmal von ihrer besten Seite zu zeigen.
Showeffekte bei der Siegerstute
Unter vier sehr guten Abteilungssiegerinnen kürte das Richtertrio die dreijährige Fürst Romancier-Tochter aus reinem Trakehner-Mutterstamm zur Siegerstute – ein weiteres Mal bewies die Zuchtstätte Poll aus Hörem ihre Durchsetzungskraft. Die schwarzbraune Dressurperle bewegte sich im Trab atemberaubend, und man konnte einen gewissen Showeffekt dabei nicht übersehen. Knapp fiel diese Entscheidung aus, denn auch die zweijährige Benicio-Tochter aus der Zucht von Cord-Hinrich Backhaus hätte das Potenzial zum Gesamtsieg gehabt.
An folgende Stuten vergaben die Richter 1a-Preise beziehungsweise Prämienanwartschaften: Zweijährige: Benicio-Stedinger, Backhaus, Wedemark; Desperado-Royal Classic, Zuchtgemeinschaft Bramall-Dusche, Isernhagen. Dreijährige: Fürst Romancier-Imhotep/T., Poll, Hörem; Fürst Beliisaro-Wolkenstein II, Dr. Susanne Reinstorf, Neustadt; Ibiza-Don Frederico, Zuchtgemeinschaft Bramall-Dusche, Isernhagen; Quaterhall-Dancier, Nordmeyer, Garbsen, Quaterhall-Santino, Brand, Walsrode-Rödershöfen. Drei- bis vierjährige springbetonte Stuten: Balou du Rouet-Stakkato, Bremer, Neustadt-Nöpke; Chaccon Blue-Quicksilber, Kruse, Walsrode-Schneeheide.Vierjährige: Belissimo-Don Frederico; Peterson, Buchholz; Finnigan-Santino, Feldhus, Grethem; Fahrenheit-Longton, Hillmann, Walsrode-Borg.